10 Antworten zum Thema Demenz

Was ist Demenz?

Der Begriff Demenz stammt von dem lateinischen Wort Dementia und bedeutet so viel wie „ohne Geist“. Im 18. Jahrhundert bezeichnete Demenz jede Form einer geistigen Störung. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts fasste man zusammen, dass unter Demenz der Verlust kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten zu verstehen ist. Das heißt, dass die geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und das Verknüpfen von Denkinhalten zunehmend nachlassen.

Dem individuellen Verlauf der Demenz entsprechend führt dies dazu, dass ein selbstständiges Leben für den Betroffenen unmöglich wird.

Zu erwähnen ist, dass Demenz - als Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder - nicht nur eine Veränderung der Gehirnleistung, sondern ebenso eine Veränderung der Persönlichkeit nach sich zieht.

Welche Formen gibt es?

Demenz kann die Folge unterschiedlicher Ursachen sein, wobei es schwierig ist, diese genau zu diagnostizieren und eindeutig zu bestimmen, da sie oftmals ineinander übergehen.

Der häufigste Auslöser für Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, benannt nach dem Psychiater Alois Alzheimer. Diese Erkrankung, die immerhin 60 Prozent aller Demenzen verursacht, entsteht durch ein Zugrundegehen von Nervenzellen, ausgelöst durch ein Ungleichgewicht an Botenstoffen im Gehirnstoffwechsel.

Der zweithäufigste Auslöser für eine demenzielle Veränderung wird als vaskuläre Demenz bezeichnet: Hierbei handelt es sich um ein Nachlassen der Gehirnleistung, das durch Durchblutungsstörungen verursacht wird.

Des Weiteren gibt es sekundäre Demenzen. Sie werden durch nicht-hirnorganische Grunderkrankungen, wie Stoffwechselstörungen, chronische Vergiftungen, Infektionskrankheiten u.v.m., ausgelöst.

Wie verbreitet ist Demenz?

Man geht davon aus, dass allein in Europa bereits über 8,6 Millionen Menschen von einer demenziellen Veränderung betroffen sind, die Prognose für das Jahr 2020 geht von 10,3 Millionen aus. Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich 115.000 bis 130.000 Menschen mit irgendeiner Form der Demenz. Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs in der Bevölkerung wird sich diese Anzahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln und der Betreuungs- und Pflegebedarf wird somit weiter steigen.

In Vorarlberg leben derzeit etwa 5.600 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung, bis im Jahr 2030 werden es voraussichtlich rund 7.000 sein (im Jahr 2050 entspricht das dann 10.000 Erkrankungen). Es ist abzusehen, dass durch den hohen Anteil an alten Menschen in unserer Gesellschaft und die stetig steigende Lebenserwartung die demenziellen Veränderungen in der Bevölkerung dementsprechend weiter ansteigen werden.

Quelle: Österreichischer Demenzbericht 2014, aktualisiert im Jänner 2020)

Wie sind die Symptome?

Hier muss vorab erwähnt werden, dass jede demenzielle Veränderung einen sehr individuellen, von dem Betroffenen persönlich abhängigen Verlauf nehmen kann.

Allgemein kann man aber drei Stadien unterscheiden:

  • Im Anfangsstadium machen sich erste geistige Defizite bemerkbar, die allerdings schwer ein- und zuzuordnen sind, da diese noch sehr gut „überspielt“ und als „harmlose Altersvergesslichkeit“ abgetan werden können. Dies erschwert eine frühzeitige Diagnose und eine entsprechende Therapie, durch die der Verlauf der Demenz positiv beeinflusst werden könnte, erheblich. Ein selbstständiges Leben ist in diesem Stadium möglich.
  • Im Moderaten Stadium kommt es zu einem verstärkten Verlust der geistigen Fähigkeiten. Dazu gehören: zunehmende Vergesslichkeit, Sprachstörungen, Erkennungsstörungen, Desorientierung, Nachlassen der Hygiene, zunehmende Unfähigkeit Rechenaufgaben und Probleme im Allgemeinen zu lösen, Wahnvorstellungen, vor allem aber auch eine Veränderung der Persönlichkeit mit starken Stimmungsschwankungen, einem Nachlassen von Interesse an bislang gewohnten Tätigkeiten und Unternehmungen und das Auftreten allgemeiner psychischer Anzeichen, die denen einer Depression sehr ähnlich sind. In diesem Stadium ist die Selbstständigkeit bereits sehr eingeschränkt.
  • Im Schweren Stadium geht die Selbstständigkeit schließlich ganz verloren. Nun findet ein Zerfall des Kurz- und auch des Langzeitgedächtnisses statt, damit verbunden ein Sprachzerfall. Es kommt zu erheblichen Erkennungsstörungen, selbst Angehörige werden nicht mehr erkannt. Die persönliche Orientierung geht verloren und Inkontinenz, eine für Demenz typische Begleiterscheinung, tritt auf. Ein selbstständiges Leben wird unmöglich, der Betroffene zum Pflegefall.

Ist eine Diagnose möglich?

Es wäre wünschenswert, wenn eine Diagnose so früh wie möglich, also bei den ersten Anzeichen und dem ersten Verdacht auf Demenz gestellt würde.

Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit Demenz in ihrer Therapie und Medikation erschreckend unterversorgt sind, was einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der demenziellen Veränderung hat. Der Grund dafür ist ganz gewiss in mangelnder Aufklärung, aber auch in dem oben erwähnten „Herunterspielen“ und Bagatellisieren erster Anzeichen zu finden.

Es ist heute durchaus möglich, mittels spezieller medizinischer Untersuchungen eine Demenz und auch deren Ursache festzustellen. Dabei muss sowohl der körperliche als auch der geistige Zustand im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen. Neben psychologischen Tests dienen etablierte bildgebende Verfahren wie die PET mit FDG, Computer-Tomografie und MRT einer Diagnosestellung. Sehr wichtig ist es auch, folgende Blutuntersuchungen durchzuführen, um nicht Gefahr zu laufen, eine eventuell behandelbare Ursache zu übersehen: Blutbild, Vitamin B 12 Spiegel, Blutzucker, Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone und CRP. Es ist unerlässlich, in die Untersuchungen die Angaben von Bezugspersonen, die Aufschluss über die gesamte Anamnese des Betroffenen geben können, mit einzubeziehen.

Die Untersuchungen werden von Fachärztinnen und Fachärzten für Neurologie und Psychiatrie durchgeführt. Spezielle Einrichtungen wie Gedächtnisambulanzen dienen der Diagnose und Therapie von Demenzerkrankungen. Wenn die Diagnose Demenz gestellt wird, ist es überaus schmerzlich und schockierend für Betroffene wie auch Angehörige. Ob ein Betroffener über die Diagnose in Kenntnis gesetzt wird oder nicht, muss ausschließlich von Fall zu Fall entschieden werden. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass die Diagnose auch eine Hilfe darstellen kann: Sie gibt Aufschluss über bestehende Probleme, klärt über Behandlung und weitere Schritte auf und hilft so entscheidend bei der weiteren Lebensplanung.

Ist eine Behandlung möglich?

Demenz, vor allem jene, die durch die Alzheimer-Erkrankung verursacht wird, kann mit Medikamenten, so genannten Antidementiva behandelt werden. Diese Medikamente ermöglichen keine Heilung, aber sie können das Fortschreiten der Symptome um 1 bis 2 Jahre hinauszögern.

Hier gilt: Je eher mit einer Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Erfolgsaussichten. Demenz, die auf einer vaskulären, also einer durchblutungsbedingten Gefäßerkrankung basiert, wird mit Medikamenten behandelt, die auch bei Arteriosklerose eingesetzt werden. Ebenso kommen auch hier Antidementiva zum Einsatz.

Bei einem so individuellen und von Mensch zu Mensch variierendem Krankheitsbild spielt auch der nichtmedikamentöse Ansatz eine bedeutende Rolle. Hier gilt: Alles, was die Lebensqualität und das Wohlempfinden der Betroffenen, aber auch deren Angehörigen, die von der Erkrankung mit betroffen sind, erhöhen und intensivieren kann, sollte genutzt werden. Dabei spielen Verhaltenstherapie, Erinnerungs-, Musik- und Kunsttherapie u.v.m. eine große Rolle.

Wichtig dabei ist, dass auf die Persönlichkeit und die individuellen Eigenheiten des an Demenz erkrankten Menschen eingegangen wird. Auf alle Fälle gilt zu beachten, dass menschliche Zuwendung, angemessene Aktivierung und Beschäftigung, eine den Umständen angepasste Umgebung und Umwelt einen wesentlichen Einfluss auf das Befinden des Betroffenen ausüben.

Kann man Demenz vorbeugen?

Sicher ist: Keiner kann sich vor einer demenziellen Erkrankung schützen.

Allerdings kann eine bewusste Lebensführung helfen, die Risikofaktoren für eine mögliche Erkrankung so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet, auf eine ausgewogene, fett- und cholesterinarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse, die zudem reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitamin C, E und Beta-Karotin ist, zu achten. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Diabetes mellitus unbedingt zu behandeln und vor allem sowohl geistig wie auch körperlich aktiv zu bleiben und Sozialkontakte wahrzunehmen und zu pflegen.

Es gibt derzeit keine medizinische Heilmethode gegen eine Demenzerkrankung, es gibt aber sehr wohl einige von der WHO empfohlene Maßnahmen zur Vorbeugung einer demenziellen Erkrankung.

Regelmäßige Bewegung und Nichtrauchen stark empfohlen
Bewegung steht an erster Stelle der WHO-Empfehlungen. Begründet wird dies unter anderem mit günstigen Einflüssen von Bewegung auf das Herz-Kreislauf-System und auf die Hirnstrukturen. Empfohlen werden mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche mit mittlerer Intensität oder 75 Minuten mit höherer Intensität. In den Bewegungsempfehlungen wird der Mix aus Alltagsaktivitäten, Ausdauertraining und muskelkräftigenden Aktivitäten genau erklärt. Mit dem Rauchen aufzuhören, wird auch als stark empfehlenswerte Maßnahme zur Demenzvorbeugung genannt, da ein Rauchstopp auch viele andere Vorteile für die Gesundheit mit sich bringt. Weitere starke Empfehlungen sind eine gutes Behandlungsmanagement von Bluthochdruck und Diabetes. Hingegen wird von Vitamin E und B sowie bestimmten Fettsäure-Ergänzungsmitteln zur Demenzvorbeugung abgeraten.

Die Grundlagen der WHO-Leitlinien zur Demenzvorbeugung
Das Alter gilt zwar als stärkster Risikofaktor für geistigen Abbau. Die WHO-Leitlinie weist jedoch darauf hin, dass Demenz keine unvermeidbare Folge des Alterns ist. Zahlreiche Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen Demenz und Lebensstilfaktoren, wie körperliche Aktivität, Tabak- und Alkoholkonsum oder ungesunden Ernährungsgewohnheiten. Auch bestimmte Erkrankungen stehen mit einem erhöhten Demenzrisiko in Verbindung, z.B. Bluthochdruck, Diabetes, zu hohes Cholesterin, Fettleibigkeit und Depression. Diese beeinflussbaren Risikofaktoren könnten durch vorbeugende Maßnahmen, z.B. im Rahmen von Präventionsprogrammen, beeinflusst werden. Die neue Leitlinie würde eine fundierte, evidenzbasierte Grundlage, z.B. für die Beratung von Patientinnen und Patienten oder für Präventionsprogramme darstellen, so die WHO. Viele der Risikofaktoren für Demenz gelten auch für andere nichtübertragbare Erkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erworbene Stoffwechselerkrankungen. Ein wichtiger Teil von nationalen Demenzstrategien ist auch die Unterstützung von pflegenden Angehörigen, so die WHO.

Weitere Informationen: www.who.int

Quelle: www.gesundheit.gv.at

Welche Empfehlungen gibt es für den Umgang mit demenziell veränderten Menschen?

Keine allgemein gültigen.

Denn so individuell jeder einzelne Mensch ist, so individuell wirken sich auch Symptome und Verlauf bei einer demenziellen Erkrankung aus. Es gilt in erster Linie, sich so gut wie möglich auf den Betroffenen einzustellen, sich in seine persönliche Lage und Welt hineinzuversetzen und herauszufinden, was dem an Demenz Erkrankten gut tut und ihm ein möglichst hohes Maß an Sicherheit und Kontinuität im täglichen Ablauf ermöglicht.

Von der Demenz sind vor allem die pflegenden Angehörigen mit betroffen. Für sie kann es hilfreich sein, die gestellte Diagnose anzunehmen, statt sie zu verleugnen und zu ignorieren. Sich über die Demenz und deren Verlauf zu informieren baut Ängste und Unsicherheiten ab und erleichtert den Umgang mit den Betroffenen.

Wichtig ist es, vorhandene Fähigkeiten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und zu fördern. Das erleichtert zum einen den Ablauf vieler Tätigkeiten, zum anderen kann der Betroffene daraus ein Selbstwertgefühl schöpfen.

Gerade im Umgang mit dementen Menschen bewährt sich die Methode der Validation, die es den Pflegenden ermöglicht, sich in den Betroffenen hineinzuversetzen und so seine Bedürfnisse und Stimmungen herauszufinden und entsprechend darauf zu reagieren.

Die Umgebung sollte dem Zustand des demenziell veränderten Menschen angepasst werden, alle möglichen Gefahrenquellen sollten beseitigt werden, aber auch auf das Verbleiben vertrauter und geliebter Gegenstände sollte geachtet werden.

Es ist wichtig, dem Betroffenen einen möglichst konstanten Tagesablauf zu sichern, ihn aber auch in Tätigkeiten und Aktivitäten mit einzubeziehen.

Die menschliche Hinwendung, die den Menschen mit Demenz so annimmt wie er ist, ohne ihn zu kritisieren, zu verbessern oder gar zu überfordern, ist gewiss der beste Leitfaden für den Umgang mit Betroffenen.

Welche Hilfe gibt es für pflegende Angehörige?

Betreuende und pflegende Angehörige sollten sich in erster Linie darüber im Klaren sein, dass sie die Verantwortung für den erkrankten Menschen nicht alleine tragen müssen.

Die Betreuung und Pflege eines an Demenz erkrankten Menschen geht weit über ein „Sich-Kümmern“ hinaus und lässt Pflegende nicht selten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Es ist eine Tatsache, dass gelungene Pflege und Zuwendung nur möglich sind, wenn die Pflegenden auch auf ihre eigene körperliche und seelische Gesundheit achten und ihre sozialen Kontakte nicht zugunsten des Erkrankten vernachlässigen oder gar ganz aufgeben.

Da die Betreuung und Pflege eines  an demenz erkrankten Menschen nicht nur eine körperliche, sondern auch eine sehr große seelische Belastung bedeutet, gilt es oftmals, mit den unterschiedlichsten Gefühlen umzugehen und zurechtzukommen. Nicht selten werden Pflegende von Schuldgefühlen, Ängsten, Unsicherheit, Resignation, Aggression u.v.m. gequält. Das Gespräch mit professionellen Hilfen, Ärztinnen bzw. Ärzten und auch Juristen kann entlasten und von vielen Sorgen befreien.

Im Austausch mit anderen Pflegenden im Rahmen von Gesprächsgruppen können nicht nur Erfahrungen ausgetauscht, sondern auch Kraft aus dem gegenseitigen Verständnis und dem Sich-nicht-alleine-Fühlen geschöpft werden.

Es gibt bereits Angebote für betreuende und pflegende Angehörige. Informationen zum Projekt TANDEM erhalten Sie hier: Projekt TANDEM - für Angehörige von Menschen mit Demenz

Beachten Sie auch den Punkt „Welche Möglichkeiten der Betreuung und Versorgung für Menschen mit Demenz gibt es?“

Welche Möglichkeiten der Betreuung und Versorgung für Menschen mit Demenz gibt es?

Rund zwei Drittel aller Betroffenen werden innerhalb der Familie von Angehörigen betreut und gepflegt. Dabei werden die Pflegenden teilweise von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hauskrankenpflege und des Mobilen Hilfsdienstes unterstützt und entlastet.

Hier finden Sie die Kontaktadressen:

Arbeitsgemeinschaft Mobile Hilfsdienste
Landesverband Hauskrankenpflege

Beachten Sie auch die Seite Angebote für pflegende Angehörige.